06-08.07.23 - Ungarn (Visegrad bis Udvar)
- Marc Kaurzinek
- 10. Juli 2023
- 3 Min. Lesezeit
Gleich vorweg: ich ändere das Format vom Daily zum Country Blog. Mir hat der tägliche Druck was zu schreiben mehr Stress bereitet, als ich in meinem Urlaub und nach ~110 km haben will.
06.07.23 - Visegrad bis Tass
Ich begann meinen Tag mit einem köstlichen Frühstück. Es sollte mir vornehmlich als Motivation für den verregneten Vormittag dienen. Die Regenwolken machten es sich für gut 2h über mir bequem, aber meine Hard Shell Jacke sowie Hose hielten stand. Nach einigen Kilometern am Rand von Landesstraßen erreichte ich Budapest. Die Stadt ist zwar schön, aber ich kenne sie schon zu gut, also bin ich ungebremst durchgebraust.
Nach Budapest nahm die Wegbeschaffenheit ein bisher unerreichtes (niedriges) Niveau an. Mein Laune verhielt sich dazu indirekt proportional.
In Industriezonen oder langweiligen Vorstadt-Siedlungen verkofferte ich mich hunderte Male: fast nichts beschildert.

Dann führt mich die Route mehrere Kilometer durch einen vollkommen verwachsen (Buschmesser wäre hilfreich gewesen), schmalen (~30cm) und schlecht asphaltierten (Schlaglöcher haben sich vulkanartig mehrere Zentimeter erhoben) Pfad oder auch einen gatschigen Feldweg entlang, an dem (ausschließlich) Mountainbiker ihre größte Freude hätten.

In diesem Abschnitt schlich sich - vermutlich bedingt durch meine miese Laune - die Einsamkeit ein. Ich war quasi allein auf weiter Flur. Also nicht Menschen, sondern Bikepacker. Früher gab's 3-4 bestätigte Sichtungen täglich, ab Budapest waren sie ausgestorben. Kann's ja verstehen, man braucht eine gewisse Leidensbereitschaft für dieses Unterfangen.
Erst kurz vor meinem Etappenziel in Tass traf ich endlich wieder zwei Bikepacker. Wir tauschten Reiseerfahrungen aus und sie erzählten mir auch von ihrer Route. Das Pärchen startete irgendwo in Tirol, in der Nähe des Ursprungs der Drau, und fuhren die Drau flussabwärts bis zu ihrer Mündung in die Donau (Serbien). Dort wechselten sie die "Verbindung" und radelten die Donau flussaufwärts bis nach Budapest. Spannende Route! Leider weiß ich von den zweien keine Namen, vielleicht melden sie sich in der Kommentarspalte!

Ich tauchte tief in die pannonische Tiefebene ein. Temperaturen kletterten auf etwa 35°C, nicht nur der Asphalt reflektiert, auch die abgeernteten bzw. brachliegenden Getreidefelder sorgten für das angenehme brutzelnde Gefühl, das Genießer sonst nur aus dem Backrohr mit Ober/Unterhitze kennen. 🫠
07.07.23 - Tass bis Baja
Die erste Hälfte der Etappe folgte ich einem Wiesenweg auf einem Bahndamm, der wirklich mehr Wiese als Weg war. Wer nun denkt, dass das wieder eine meiner Übertreibungen war, täuscht sich gewaltig. Gleich mehrere Schafherden (samt Hirte und Hund) blockierten - genüsslich das Gras laufend - den Weg.
Die zweite Hälfte war dafür der beste Radweg, den man sich wünschen kann: Auch am Bahndamm entlang, aber markellos asphaltiert und komplett separiert vom Auto-Verkehr. Schnell wie der Wind und ereignislos radelte ich bis Baja, ganz im Süden von Ungarn. Schwer ausgelaugt von dieser langen Etappe suchte ich mir einen ruhigen Campingplatz auf der "Donauinsel" der Stadt. Nachdem ich mein Zelt aufgebaut hatte (und es kein zurück mehr gab), wunderte ich mich noch über den regen Andrang anderer Camper, aber ich unternahm nichts.

Es war schon früher Abend, war schon bettfertig, als das Konzert-Getöse losbrach. Wie sich herausstellte fand auf der Donauinsel an genau diesem Tag quasi das "Donauinselfest" der Stadt Baja statt. Bis in die Morgenstunden dauerte dieses Konzert, dem meine Ohrenstöpsel und Schlaftabletten leider nicht gewachsen waren. 😵💫😵💫
08.07.23 - Baja über Udvar (HU) bis Osijek
Bei Mohacs verabschiedete ich mich vom treuen EuroVelo 6, der weiter nach Serbien zog, und ließ mich auf eine kurzweilige Affäre mit dem EuroVelo 13 (Iron Curtain) ein, um nach Kroatien zu kommen.
Bei Udvar sollte ich Ungarn verlassen. An der Grenzstation gönnte ich mit noch ein Bundesheer-Radler (siehe Logo) und sinnte über meine Route in Ungarn nach. Die pannonische Tiefebene mit ihrer ungnädigen Hitze und tagelang monotoner Landschaft sowie das gefühlt reservierte Gemüt vieler Ungarn muss man mögen. Vielleicht finde ich mit der Zeit die rosarote Brille für Ungarn und bin dann ganz begeistert? Schauma moi...







































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